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Das Beste aus zwei Wohnmobil-Welten

Das Beste aus zwei Wohnmobil-Welten

Design, Aufbau, Grundriss, Wohnkonzept – beim kompakten Challenger X150, einem irgendwo zwischen Kastenwagen und Teilintegrierten angesiedelten Reisemobil, entspricht fast nichts dem Mainstream. So entstand ein innovatives „Raumwunder“ – auch wenn das einige Kompromisse erfordert.

SP-X/Wiesbaden. Der Challenger Combo X150 sieht aus wie ein Kastenwagen und misst von Stoßfänger zu Stoßfänger lediglich kompakte sechs Meter, ist aber in Wirklichkeit ein teilintegriertes Fahrzeug mit stilistisch meisterhaft kaschierten Übergängen vom Fahrerhaus zum GfK-Aufbau. An der fensterlosen Rückwand und einer Höhe von 2,75 Metern, 23 Zentimeter mehr als bei einem Hochdach-Transporter, erkennt aber auch der Laie die aufgesetzte Wohnkabine. Keine Frage, der Combo hebt sich deutlich sichtbar vom eher uniformen Wettbewerb ab. Und das alles für einen Preis von rund 60.000 Euro mit umfänglicher Ausstattung.  

Eine mehrtägige Testfahrt zeigt, dass die Marke, die für ihre ungewöhnlichen und innovativen Grundrisse bekannt ist, tatsächlich mit überzeugenden Wohnraum-Lösungen aufwartet. Wer das Crossover-Wohnmobil durch die seitliche Aufbautür (mit Fenster) betritt, wird sofort von dem weitläufigen Raumgefühl überrascht. Der Blick nach vorne fällt auf eine Face-to-Face-Sitzgruppe mit zwei gegenüberliegenden Längsbänken, an denen bequem fünf Personen zum Wohnmobil-Dinner zusammenfinden können – dem klappbaren Tisch mit entsprechend großen Ausmaßen sei Dank. Und wenn die beiden drehbaren Frontsitze aus dem Fahrerhaus noch integriert werden, kann die gemütliche Runde sogar auf sieben Personen erweitert werden. Nie und nimmer wähnt man sich hier in einem kompakten Sechs-Meter-Fahrzeug.

Der Kompromiss, mit dem die X150-Reisenden allerdings leben müssen: Es gibt keine fest installierten Betten. Für die Nachtkonfiguration muss das 1,90 x 1,40 Meter breite Hubbett der neuesten Generation (mit Alu-Rahmen) über der Lounge-Sitzgruppe per Knopfdruck heruntergelassen werden. Der Ein-Säulen-Tisch wird dazu, ebenfalls elektrisch, abgesenkt, und die schicken, zweifarbigen Polsterlehnen werden umgelegt oder entfernt. Entweder fährt das Bett zum bequemen Einstieg bis auf Hüfthöhe herunter oder stoppt auf halber Strecke, falls darunter noch zwei weitere Personen auf der umgebauten Sitzgruppe schlafen sollen. Die obere Etage wird dann über eine Leiter erklommen.

Über die Einschlafzeiten sollte bei diesem flexiblen System allerdings weitgehend Einigkeit bestehen. Denn ist das Bettchen gemacht, bleibt zum gemütlichen Sitzen kein Platz mehr. Weitere Nachteile des Hubbetts: Ohne Hängeschränke gibt es im vorderen Teil des Challengers kaum Stauraum, und die Stehhöhe unter der hochgefahrenen Doppelkoje ist so knapp, dass schon 1,85 Meter große Zeitgenossen ihren Kopf einziehen müssen.

Der Küchenblock hinter der Längsbank auf der Fahrerseite passt mit Zwei-Flammen-Kocher, Spülbecken und ausklappbarer Arbeitsflächenerweiterung zum Kastenwagenformat. Der gegenüberliegende 134-Liter-Kühlschrank gehört eher in eine Liga darüber. Über das Volumen der 100-Liter-Frisch- und Abwassertanks gibt es nichts zu meckern. Dass keine exakten Angaben über den Füllstand des Abwassers abzulesen sind, stört dagegen schon. Eine Warnleuchte für den vollen Tank ist einfach zu wenig.

Hinter der Küche sind zwei deckenhohe Schränke eingebaut. Einer mit einem großen Hängeabteil und acht Wäschefächern, der andere gegenüber mit gröberer Einteilung. Wobei ein großes Fach, in dem Campingtisch und -stühle untergebracht werden können, auch von außen zugänglich ist. Die Tür für den Kleiderschrank kann dank eines Doppelanschlags auch für die Abtrennung zu Küche und Wohnraum genutzt werden. Auf diese Weise entsteht einschließlich des geräumigen, wagenbreiten Dusch-/Toilettenraums als Heckabschluss – typisches Merkmal eines Teilintegrierten - ein ideales Ankleidezimmer.  

Das Innenraum-Design ist modern und geschmackvoll in hellen Grautönen mit Farbakzenten und netten Deko-Elementen gehalten. Rundum LED-Beleuchtung und genug USB-Steckdosen runden das Ganze ab.

Es ist schon bemerkenswert, was mit einem außergewöhnlichen Grundriss auf sechs Metern Länge und 2,10 Metern Breite an Wohnkomfort verwirklicht werden kann. Aber auf so beengtem Raum stößt man zwangsläufig auch an Grenzen. Fahrräder lassen sich nicht wie in Kastenwagen mit hochklappbaren Heckbetten im Fahrzeuginnern transportieren, sondern müssen auf einem Spezialträger an der Heckwand oder auf einer Anhängerkupplung verstaut werden.  

Auch für andere große sperrige Gegenstände fehlt Stauraum. Und so erstaunlich leicht der Umbau der beiden Sitzbänke in zwei gurtgesicherte Plätze in Fahrtrichtung für zwei weitere Mitfahrer von der Hand geht, ein Plätzchen für die Sitzpolster und -lehnen zu finden, die zu diesem Zwecke abgeräumt werden müssen, ist nicht so einfach.

Die Handlichkeit eines Kastenwagens wird dem Challenger X150 jeder bescheinigen können, der hinterm Steuer sitzt. Mit dem 103 kW/140 PS starken Dieselmotor mit manuellem Sechsganggetriebe ist der Fiat Ducato zudem flott unterwegs und verbraucht auf der Langstrecke rund zehn Liter auf 100 Kilometern, wenn nicht allzu sehr auf die Tube gedrückt wird. Die etwas lautere Geräuschkulisse verwundert nicht, schließlich sitzen wir in einem Transporter.  

Der Challenger Combo X150 wird zunächst nur mit diesem Grundriss für 60.000 Euro in umfangreicher Ausstattung angeboten, die mit Ausnahme von Markise und TV-Sat-Anlage alles Wesentliche inklusive eines Connect-Pakets mit DAB-Radio und Touchscreen beinhaltet. Lediglich zwei Ausstattungspakete stehen für den 3,5-Tonner mit 2700 Kilogramm Leergewicht optional zur Verfügung: ein umfangreiches Assistenten-Paket für 1450 Euro sowie ein Automatik-Paket für 5000 Euro mit der neuen Neungang-Automatik von ZF in Kombination mit dem stärkeren Ducato-Motor (118 kW/160 PS). Auch darin unterscheidet sich der Franzose von vielen Wettbewerbern. Der X150 ist eben anders.

Michael Lennartz/SP-X


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