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Der Unauffällige - Opel Corsa-e

Der Unauffällige - Opel Corsa-e

Höher, weiter, schneller: Muss nicht unbedingt sein. Auch ein elektrischer Kleinwagen kann überzeugen. Und das Thema Reichweite ist eigentlich gar kein Thema mehr.

SP-X/Köln. Müsste man den elektrischen Opel Corsa mit einem Adjektiv beschreiben, wäre „unauffällig“ wohl die erste Wahl. Die E-Variante des Kleinwagens sticht überhaupt nicht hervor. Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick unterscheidet sie sich nicht von den konventionell angetriebenen Modellversionen. Keine exotischen Anbauteile, kein anderes Design: Gäbe es nicht ein kleines „e“ am Heck und besondere windschnittige Felgen, fiele der Stromer gar nicht auf.  
Aufmerksamkeit erregt man beim Ampelstart. Hier spielt jedes E-Auto, so auch der 4,06 Meter lange Corsa, den Vorteil aus, dass das Drehmoment vom Stand aus zur Verfügung steht. Und Drehmoment kann der elektrische Corsa abrufen. Im Sportmodus sind es 260 Nm, im Normalmodus 220 Nm und im Eco-Betrieb noch 180 Nm. Mit beherztem Druck aufs Gaspedal lässt der elektrische Corsa die mitwartenden Autos an der Ampel stehen, der Sprint von 0 auf 50 km/h gelingt in knapp 3 Sekunden. Für einen Kleinwagen gar keine schlechten Werte.  

Die drei Fahrmodi weisen nicht nur unterschiedliche Drehmomente auf, sondern rufen auch unterschiedliche Maximalleistungen ab. Im Sportmodus kommt der elektrische Corsa auf 100 kW/136 PS, im Normalmodus stehen noch 80 kW/109 PS zur Verfügung und im Eco-Modus sind es nur noch 61 kW/82 PS. Auf die Nutzung des Eco-Modus haben wir weitgehendst verzichtet, denn mit ihm geht auch eine Limitierung der Klimaanlage einher. Das ist sinnvoll, wenn man möglichst effizient unterwegs sein möchte. Bei Außentemperaturen von über 30 Grad entschieden wir uns aber für eine ordentlich kühlende Klimaanlage, die auch während der Fahrt ununterbrochen genutzt wurde. Hier galt Wohlfühlen vor Reichweitenoptimierung.   

Die meiste Zeit stromerten wir daher im Normalmodus. Mit 109 PS ist man im Alltag im städtischen Umfeld oder auf Überlandtouren nicht wirklich untermotorisiert. Der Corsa hängt gut am Gas, die Lenkung ist direkt. Das Fahrwerk ist halbwegs kommod abgestimmt. Auf der Autobahn oder in kurvenreichen Straßenabschnitten macht es durchaus Spaß in den Sportmodus zu wechseln. Die Gasannahme wird direkter und man spürt einen Schub nach vorne. In einem Temporausch kann man allerdings selbst auf der Autobahn nicht kommen. Bei Tempo 150 ist Schluss. Mehr geht nicht.  

Wie bei einem konventionell betriebenen Fahrzeug hängt der Verbrauch auch beim E-Auto entscheidend vom Gasfuß des Fahrers ab. So überrascht es nicht, dass im Sportmodus und entsprechend durchgedrückten Gaspedal die Verbrauchsanzeige deutlich nach oben ausschlug. Ein Verbrauch von 20 kWh und mehr und die damit rasch abnehmende Reichweite sorgte jedoch rasch dafür, vernünftiger und gelassener zu agieren. Im Normalmodus und keinesfalls als Schleicher unterwegs pendelte sich der Durchschnittsverbrauch bei 16,4 kWh ein. Damit lagen wir sogar unter dem Normwert von 16,8 kWh (WLTP). Als Reichweite mit vollgeladener Batterie zeigte der Bordcomputer Werte zwischen 270 und 290 Kilometer an. Die Maximalreichweite von knapp 340 Kilometern ist nur im Eco-Betrieb möglich. Aber auch mit knapp 300 Kilometern kam keine Angst vorm Liegenbleiben auf. Wer nicht gerade Langstreckenfahrer ist, dürfte mit dieser Reichweite die meisten Fahrten problemlos meistern können.   

Das Laden kann an einer Haushaltssteckdose, an einer Wallbox oder an einer Schnellladesäule (bis 100 kW Ladeleistung) erfolgen. Serienmäßig wird der elektrische Corsa nur mit einem einphasigen Onboard-Lader ausgeliefert, so dass der Ladevorgang an der heimischen 11 kW-Wallbox rund 7 Stunden benötigt. Schneller geht es, wenn man für 1.160 Euro den dreiphasigen Lader ordert. Dann ist der 50 kWh-Akku nach gut 5 Stunden an der Wallbox wieder voll. Wer an der Steckdose „nachtanken“ möchte, sollte viel Geduld mitbringen.   

Der elektrische Corsa setzt anders als seine Konzerngeschwister Peugeot 208-e und DS3 Crossback E-Tense auf ein sachlich gestaltetes Interieur. Das Platzangebot geht in Ordnung, allerdings entsteht im Kofferraum (267 bis 1 042 Liter) beim Umklappen der Rückenlehne eine unpraktische Stufe. Auch in der elektrischen Variante bleibt der Corsa ein Kleinwagen – und ein teurer. Er kostet ab 29.150 Euro. Selbst nach Abzug des Umweltbonus von 9.480 Euro müssen noch rund 20.000 Euro an den Opel-Händler überwiesen werden. Auch wenn der Corsa-e in der Basis schon ordentlich ausgestattet ist, bleibt noch Luft nach oben. Die höheren Ausstattungslinien locken mit Komfortextras und weiteren Assistenten, dazu gibt es als Optionen noch Schmankerln wie Matrixlicht sowie Zweifarben-Lackierung oder Notwendigkeiten wie Ladekabel für Wallbox oder Ladesäule. Da kommt schnell noch ein nettes Sümmchen obendrauf. Das ist aber auch eher normal und nicht auffällig. 

Elfriede Munsch/SP-X

Opel Corsa-e – Technische Daten:
Fünftüriger, fünfsitziger Kleinwagen, Länge: 4,06 Meter, Breite: 1,77 Meter (1,96 Meter mit Außenspiegeln), Höhe: 1,43 Meter, Radstand: 2,54 Meter, Kofferraumvolumen: 267 – 1.042 Liter

Elektroantrieb mit fester Übersetzung; Lithium-Ionen-Batterie mit 50 kWh, Elektromotor mit 100 kW/136 PS, maximales Drehmoment: 260 Nm, Frontantrieb, 0-100 km/h: 8,1 Sek., Vmax: 150 km/h, Normverbrauch (WLTP): 16,8 kW/h/100 Kilometer, Reichweite: 337 km, Testverbrauch: 16,4 kWh, Ladestandards: Typ 2 1-phasig (AC), CCS 100 kW (DC), Ladedauer (auf 80 %): ca. 30 min. bei 100 kW, 7,0 Std. bei 11 kW, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Effizienzklasse: A+, Preis: ab 29.146 Euro

Kurzcharakteristik:

Warum: Reichweite und Platzangebot reichen

Warum nicht: Es könnte mehr Platz vorhanden sein

Was sonst: Peugeot 208-e, DS Crossback E-Tense, Honda e


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