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Stadtflitzer auf Anabolika - Test des Abarth F595
Stadtflitzer auf Anabolika - Test des Abarth F595
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Stadtflitzer auf Anabolika - Test des Abarth F595

Stadtflitzer auf Anabolika - Test des Abarth F595

Wenn schon ein neuer 500, dann doch die Elektroversion, oder?! Wer allerdings mit dem Abarth F595 eine Runde dreht, könnte der alten Verbrenner-Welt durchaus nachtrauern.

SP-X/Köln. Fiats erstes Elektromodell, der 2021 eingeführte 500e, gilt vielen als bester 500 aller Zeiten. Doch der betagte Vorgänger zeigt in der sportlichen Ausführung Abarth F595, dass ihm statt auf dem Abstellgleis ein Platz auf der Überholspur gebührt. Wer packende Fahrdynamik zum kleinen Preis will, dem bietet Fiat hier ein spezielles und reizvolles Angebot.

Zugegeben: Der Abarth 595 ist eine kuriose Erscheinung. Im Vergleich zu jedem anderen Auto wirkt er wie ein putziger Winzling. Zugleich machen der Riesenschlund in der unteren Frontschürze, gummibedampfte 17-Zoll-Räder, Seitenschweller sowie der Heckdiffusor mit seinen zwei Doppelrohr-Auspuffenden unmissverständlich klar: Der will nicht nur spielen.

Ein ähnlich zwiespältiger Eindruck entsteht im Innenraum. Eigentlich handelt es sich um ein betagtes Modell der zudem untersten Preisklasse. Doch die zwei großen Displays im Armaturenbrett versprühen Neuzeitcharme, während das griffige Sportlederlenkrad, Alupedale und die Integral-Sportsitze Fahrfreuden auf gehobenem Niveau versprechen. Zugleich zaubern die sorgfältig verarbeiteten Sitze zusammen mit einigen weiteren Haptik-Kleinoden ein wenig Noblesse in die ansonsten etwas spröde Hartkplastiklandschaft des 500. Typisch Kleinstwagen sind auch beim F595 die Einstellmöglichkeiten von Lenkrad und dem harten Gestühl eingeschränkt. Doch anders als in diesem Segment üblich, kann man es auf dem stark konturierten Fahrersitz selbst auf langen Strecken gut aushalten, ohne dass gleich der Rücken zwackt.

Ebenfalls fast wie ein Relikt mutet das Anlassen des Motors an, denn statt wie bei Sportwagen mittlerweile üblich per Knopfdruck zu starten, wird hier noch klassisch ein Schlüssel im Zündschloss gedreht. Der 1,4-Liter-Vierzylinder erwacht mit kernigem, aber nachbarschaftlich gut verträglichem Sound zum Leben. Ebenfalls noch manuell wird in unserem Testexemplar mit strammer Kupplung und hochgelegtem Schalthebel das Fünfganggetriebe verwaltet.

Auf den ersten Metern wirkt der Stadtflitzer auf Anabolika etwas ruppig und ungeschliffen. Doch man gewöhnt sich schnell an das etwas raue Naturell. Nur die Härten des tiefergelegten Koni-Sportfahrwerks, vor allem auf nicht selten buckeligen Stadtstraßen, bleiben dauerhaft lästig. Im Gegenzug verwöhnt der kleine Hoppel mit quirligem Naturell, was zusammen mit der Macho-Optik für ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit sorgt. Wem das bereits rege Interesse seiner Umwelt nicht reicht, kann dem Giftzwerg mit dem Druck auf den Skorpion-Knopf im Armaturenbrett noch mehr Halsverdreherpotenzial entlocken. Dann schmettern die vier Endrohre der Welt ein kernig-freches Geschnarre mit Boxengassen-Flair entgegen.

Vor allem aber sorgen die Garrett-Lader des kleinen Turbomotors im geschärften Fahrmodus für mehr Durchsatz und entsprechend satterem Durchzug. Auch wenn das Bild mit dem Stich der Tarantel angesichts des Skorpions im Abarth-Logo nicht ganz passend erscheint, taugt es doch als Umschreibung für das heftige Beschleunigungspotenzial. Der gierig und wild hochdrehende Vierzylinder stellt bereits bei knapp über 2.000 Touren seine 230 Newtonmeter Drehmoment bereit und verlangt, ohne zuvor zu klagen, erst bei 6.500 Touren nach einer längeren Übersetzung. Hier ist das höchste der Gefühle der fünfte Gang, doch wer will, kann in dieser Stufe die digitale Geschwindigkeitsanzeige auf über 230 km/h treiben. Selbst bei diesem Tempo liegt der eigentlich für den Stadtverkehr entwickelte Zwerg erstaunlich satt auf der Autobahn. Einige andere Verkehrsteilnehmer wundern sich, wie es sein kann, dass der eben noch als überholungswürdig eingestufte Kleinwagen ihnen einteilt. Mit einem F595 lassen sich unterhaltsame Psychospielchen im Hierarchiegefüge der linken Autobahnspur treiben.

Wer das Potenzial ausreizt, sollte allerdings nicht lärmempfindlich und auch nicht knauserig sein. Flott gefahren, ist der F595 wie Italiener auf dem Oktoberfest: laut und durstig. Wenn es sein muss, kann sich der behutsam bewegte Abarth mit etwas über 5 Liter zufriedengeben. Bei Temposausen kann sich dieser Wert leichthin verdoppeln. In unserem Fall waren es im Schnitt 7,5 Liter.

Ist das nun sparsam oder verschwenderisch? Diese Frage stellt sich ebenfalls beim Kaufpreis. Auf seiner Webseite wirbt Abarth im Fall des 595 mit einem Online-Preis von rund 22.500 Euro. Zusammen mit dem F595-Paket – das Koni-Sportfahrwerk, 17-Zoll-Räder und Sportauspuffanlage umfasst – sind es rund 24.000 Euro. Für einen Kleinstwagen ist das ein gewiss knackiger Kurs, doch für ein Auto mit faszinierender Sportwagentechnik fast schon ein Schnäppchen.

Mario Hommen/SP-X

Abarth F595 – Technische Daten:

Sportlicher Kleinstwagen mit drei Türen; Länge: 3,66 Meter, Breite: 1,63 Meter (mit Außenspiegeln: 1,89 Meter), Höhe: 1,49 Meter, Radstand: 2,30 Meter, Kofferraumvolumen: 185 bis 550 Liter

Antrieb 1,4-Liter-Turbo-Benziner mit vier Zylindern; 121 kW/165 PS, maximales Drehmoment: 230 Nm bei 2.250 U/min, Frontantrieb, Fünfgang-Schaltgetriebe, 0-100 km/h: 7,3 s, Vmax: 218 km/h, Normverbrauch (WLTP) 7,7 Liter/100 Kilometer, Testverbrauch: 7,5 Liter, CO2-Ausstoß: 155 g/km, Energieeffizienzklasse F

Preis: ab 22.491 Euro ohne F-Paket, mit F-Paket 23.991 Euro

Kurzcharakteristik

Warum:  Für nostalgische Fans von „Mehr Sein als Schein“
Warum nicht: Weil man auf die Frage „Was soll das alles?“ keine Antwort hat
Was sonst: Toyota Yaris GR, VW Polo GTI, Ford Fiesta ST oder Fiat 500e

 


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